Wie motiviere ich mich selbst, Unangenehmes anzugehen
Der unangenehme Anruf, das klärende Gespräch mit dem Geschäftspartner, die Vorbereitung des Vortrags, die Bearbeitung der Kunden-Unterlagen – Sie sollen es tun, irgendwie wollen Sie es tun. Sie gehen aber nicht dran. Sie merken, Sie drücken sich.
Zum 3. Mal schauen Sie in die aktuellen Mails – vielleicht ist da ja eine angenehme dabei. Sie studieren die neuesten Facebook-Nachrichten. Sie schauen eben noch in die Zeitung. Irgendein eigentlich gar nicht so dringendes Projekt wird auf einmal vorgezogen. Sie kümmern sich um die Wäsche. Sie tun alles nur nicht das, was Sie eigentlich tun sollten. Tun wollten. Wollen Sie wirklich? Warum tun Sie es dann nicht einfach?
Wollten Sie wirklich, würden Sie doch dran gehen. Oder?
Sie meiden, weil irgendetwas unangenehm an dem ist, was Sie machen sollen. Sie fühlen sich der Sache nicht ganz gewachsen. Sie wissen, Sie sind hintendran. Sie befürchten, dass Sie bei dem Ganzen keine gute Figur abgeben werden. Sie wissen nicht genau, wie Sie es anstellen sollen. Auf alle Fälle gibt es einen guten Grund, warum Sie nicht an die Sache gehen.
Manchmal reicht das schon: Wahrzunehmen, was es eigentlich ist, was Sie gerade vermeiden möchten. Haben Sie verstanden, was sich Unangenehmes verbirgt, in dem, was Sie nicht tun, ist die Lösung oft gar nicht so weit weg: Sie können feststellen, dass Sie sich Hilfe wünschen. Sie müssen sich vielleicht mehr Zeit geben für etwas, was zu knapp geplant ist. Vielleicht ist die Lösung, sich bei jemandem zu entschuldigen, dass Sie etwas noch nicht erledigt haben und um mehr Zeit zu bitten. Hauptsache, Sie kommen wieder in eine positive Zone. In einen Bereich, in dem Sie sich nicht “hinterher“ und inkompetent fühlen.
Manchmal aber bleibt die Sache unangenehm. Wie Sie es drehen und wenden – positive Gefühle wollen sich nicht einstellen.
Vielleicht wollen Sie das gar nicht tun, was Sie sich vorgenommen haben? Kommen Sie noch raus aus der Sache? Müssen Sie wirklich? Das kann der Zeitpunkt sein, noch mal nachzudenken. Offensichtlich gibt es etwas, was Sie nicht bedacht hatten, als Sie sich die Sache vorgenommen, zugesagt, versprochen haben. Etwas, was Sie nachhaltig hindert.
Können Sie sich das erlauben? Ist es eine Lösung, den Kopf noch mal aus der Schlinge zu ziehen?
Aber was, wenn Sie feststellen, das geht nicht mehr? Sie haben sich so verpflichtet, dass Sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr aus der Sache rauskommen. Oder Sie merken: Eigentlich wollen Sie. Sie wollen das Ergebnis; Sie wollen niemanden enttäuschen. Sie wollen auch sich selbst nicht enttäuschen.
Wenn also Fliehen oder Ducken nicht mehr hilft, bleibt nur Angriff: die Sache angehen und den berühmten Schweinehund überwinden – es einfach tun.
Es gibt Situationen, in denen es gut ist, etwas ruhen zu lassen. In der Zwischenzeit hat sich etwas innerlich geklärt. Umsortiert. Erst durch die Ruhezeit hat sich alles zurecht geruckelt. Dann kann das Handeln plötzlich ganz einfach sein.
Oft aber werden die hinaus geschobenen Dinge eher schlimmer. Die Schuldgefühle und der Druck nehmen zu. Der Ärger der anderen, weil man sich nicht gekümmert hat. Das eigene Gefühl, hinterher zu sein, macht es immer schwerer. Jetzt sind Sie auch noch sauer auf sich selbst. Spätestens wenn dieser Punkt erreicht ist, ist das Aufschieben selbst zum Problem geworden.
Wie finden Sie heraus, was dran ist? Wie können Sie sicherstellen, dass Sie das tun ist, was am wichtigsten ist?
Orientierung am Morgen
Ich habe für mich eine Kurzformel gefunden, wenn für ein ausführliches Zeitmanagement kein Platz ist. Ich frage mich morgens: Was muss ich machen, damit ich heute Abend mit mir zufrieden bin?
Auf wundersame Weise sortieren sich durch diese Frage meine Prioritäten: Das Angenehme, Leichte, zu dem ich mich gerade hinflüchten wollte. Jaja, nett. Könnte ich jetzt machen. Aber zufrieden bin ich dann heute Abend nicht mit mir. Denn das, was mich wirklich drückt und mir auf der Seele liegt, ist dann nicht erledigt. Und dann bin ich heute Abend nicht zufrieden mit mir. Ich könnte mein neues Drücken schön reden vor mir selbst. Mir einreden, dass das, was ich stattdessen tue, ja auch wichtig ist. Aber besser geht es mir, wenn ich dran gehe und es hinter mich bringe. Das weiß mein Innerstes genau.
Meine Belohnung? Oft ist alles gar nicht mehr so schlimm, wenn ich mich dran setze. Meistens eigentlich. Die inneren Berge schmilzen im Tun und werden zu Hügeln, die sich bewältigen lassen. Der angeblich verärgerte Geschäftspartner findet alles nicht dramatisch. Die Mails sind schnell abgearbeitet. Die Anrufe lassen sich eben erledigen – zumal, wenn man sie in einem Aufwasch abarbeitet. Das wunderbare Gefühl von innerem Aufgeräumtsein. Alles im Blick. Alles erledigt. Keine Altlasten. Nichts, was Druck macht. Dann macht Arbeiten richtig Spaß. Alleine das ist es wert, möglichst schnell das Unangenehme in Angriff zu nehmen.
Als Bergsteigerin fühle ich mich großartig.
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