In der Entwicklungsphase neuer Ideen sind wir voll von kritischen Stimmen. Zwar gibt es Seiten in uns, die sich begeistern können – aber es gibt auch innere Skeptiker.
„Das gibt’s doch schon hundertmal. Das ist doch gar nicht originell,“ tönt eine Stimme in Ihnen. Eine andere meldet sich mit den Worten: „Du hast gar keine richtige Ausbildung für das, was Du da machen willst. Da gibt es doch viele andere, die sind viel besser als Du“. Und ein Dritter gibt zu bedenken: „Das ist doch undurchführbar. Wie willst Du das überhaupt umsetzen?“ Ihr inneres Team diskutiert und neben positiven, vorwärts gewandten Teilen gibt es jede Menge innere Kritiker und Bedenkenträger, die das Haar in der Suppe finden.
Wichtige Einwände
Dabei fallen Einwände, die wichtig sind. Ihr Plan wird abgeklopft, gedreht und gewendet, damit er dann, wenn er in die Welt geht, der Wirklichkeit standhalten kann. Leider sind jedoch bei Vielen kritische innere Stimmen so ausgeprägt, dass das Abklopfen, Drehen und Wenden kein Ende nehmen will. Anstrengend ist das. Und leider wird so auch nichts Neues geboren. Wer an so einem inneren Team aus Scharfrichtern und Henkern vorbei will, hat es nicht leicht.
In dieser Phase ist es ungeheuer wohltuend, wenn andere Menschen uns Mut zusprechen
Wenn wir etwas Neues tun, dann wissen wir nicht, ob es uns gelingen wird. Wir hoffen es. Wir sind uns im besten Falle ziemlich sicher. Oft aber sind wir nervös und unsicher, weil wir nicht wissen, ob es klappt.
Wir wünschen uns Menschen, die an uns glauben
Was wir uns in dieser Situation am meisten wünschen, sind Menschen, die an uns glauben, die uns Mut machen und die uns helfen, die schwierige Situation zu bewältigen. Am besten tun uns diejenigen, die nicht einfach unkritisch zu allem „Ja und Amen“ sagen, sondern diejenigen, die uns differenziert Rückmeldungen geben. D.h. sie sagen uns, wo wir noch Hand anlegen müssen, was noch verbessert werden sollte – auf Basis einer uneingeschränkt positiven Grundhaltung im Gesamten uns und unserem Projekt gegenüber.
In der Realität aber treffen wir häufig auf Menschen, die uns genau das sagen, was wir NICHT hören wollen, und die die Zweifler in unserem Inneren noch bestärken. Fürchen wir insgeheim, dass unsere nicht Idee gut genug ist, um am Markt zu bestehen, treffen wir auf jemanden, der sagt: „Ich weiß ja nicht, ob man das verkaufen kann….“ Sagt unser innerer Kritiker, dass wir evtl. nicht genügend Kompetenzen haben für das, was wir uns vorgenommen haben, sagt ein Bekannter: „Muss man dafür nicht eine extra Ausbildung machen? Hast Du die denn?“
Eigene Ambivalenz teilt sich mit
Einerseits strahlen wir unsere eigene Ambivalenz ungewollt nach außen ab. Wenn wir von unserer Idee überzeugt sind, argumentieren wir ganz anders, treten fest und klar auf – und viele Einwände kommen dann gar nicht erst. Wenn wir hingegen unsicher sind, erzählen wir schon fragend, wir formulieren ungewollt selbst das Negative/Fragwürdige unserer Idee oder unsere Körpersprache erzählt von unseren Zweifeln.
Hinzu kommt, dass wir Einwände, wenn wir uns unserer Sache sind, einfach hinweg fegen oder souverän parieren können. So souverän, dass uns häufig nicht einmal mehr auffällt, dass sie gekommen sind. Treffen Gegen-Argumente aber auf eigene innere wunde Punkte, formulieren sie einfach nur unsere eigenen inneren Befürchtungen. Das schmerzt dann umso mehr. Dem haben wir gerade nämlich nicht viel entgegen zu setzen.
Mit niemandem sprechen?
Was also tun? Mit niemandem sprechen in dieser heiklen Phase? Ich glaube, es ist wichtig, gut zu schauen, mit wem Sie wann sprechen. Wer ist Ihnen tendenziell wohlgesonnen und steht dem, was Sie vorhaben, grundsätzlich positiv gegenüber? Das muss nicht heißen, dass hier keine Einwände kommen – sofern sie getragen sind von einer wertschätzenden Grundhaltung, sind Hinweise ja gut und nützlich. Nur die, die schon mal prinzipiell das Gute der Idee gar nicht würdigen können oder noch ängstlicher sind als Sie selbst, werfen Sie eher zurück.
Kleine Pflänzchen brauchen Dünger
Gosse überstehen auch Stürme
In einer frühen Phase kann es wichtig sein, erstmal nur mit denen zu sprechen, die Ihnen ermöglichen, überhaupt weiter zu denken. Ungemütlich, aber wichtig sind diejenigen, die wichtige Sachbeiträge zu liefern haben. Für die eigene Seelenhygiene kann es ratsam sein, die ewigen Skeptikern erstmal außen vorzuhalten. Gehören sie zur Familie oder zum engen Freundeskreis, muss man sie vielleicht eine Weile mit vagen Äußerungen abspeisen, bis Sie klar genug sind, dass ihre Kritik Sie nicht mehr umpustet. Auf alle Fälle hilfreich: Ein Kreis von Mitstreitern, die an einer ähnlichen Stelle sind wie Sie – die verstehen am besten, wie es Ihnen gerade geht.