Platz schaffen für Neues

Gibt es Projekte in Ihrem Leben, die nur noch Energie, Nerven, Zeit und/oder Geld fressen, ohne Ihnen Freude zu machen? Gibt es Menschen in Ihrem Leben, bei denen die Bilanz zwischen dem, was Sie investieren und dem, was Sie bekommen, dauernd und nachhaltig gestört ist? Gibt es Rituale und Gewohnheiten, an denen Sie festhalten, nur weil Sie das schon lange so machen?
Es ist Ihr Leben. Dieser Moment ist so gut wie jeder andere, um Bestandsschau zu halten. Was soll und darf in Ihrem Leben bleiben? Wovon wollen Sie sich trennen?

Eine Freundin von mir verfolgt nun seit fast einem Jahr das Projekt, ihr Leben von Überflüssigem und längst Vergangenem zu reinigen. Stück für Stück ist sie durch ihr Leben gegangen und hat sich bei allem gefragt: Macht mich dieses Teil noch glücklich?

Eine wunderbare Frage, finde ich. Einfach und alltagstauglich.

Der uralte Schlafanzug für kuschelige Abende, ausgewaschen und längst nicht mehr schön? Ja, er macht mich glücklich.

Der Fehlkauf im Schrank? Nein, hat mich eigentlich nie glücklich gemacht.

Schwieriger wird es bei Entscheidungen, die Menschen betreffen, bei komplexeren Themen, die ich nicht so leicht loswerde wie ein ungeliebtes T-Shirt. Da ist die Wahl zwischen Ja und Nein nicht leicht und die Konsequenzen meiner Entscheidungen sind viel größer. Umso komplizierter wird mein Prozess des Abwägens.

Zähe Projekte, unbefriedigende Arbeitsstellen… Man bleibt in einer ungeliebten Stelle nicht, weil es einem Spaß macht, sondern weil keine neue zu finden ist, man sich den Wechsel nicht zutraut, man vor der Selbständigkeit Angst hat und Sorge vor materiellem Verlust und Unsicherheit hat. Es gibt viele Gründe zu bleiben. Und vielleicht auch gute Gründe zu gehen. Wann ist der Punkt erreicht, wo es kippt? Wo ich mir nicht mehr einreden will und kann, dass es besser ist zu bleiben? Wo die Schmerzen des Bleibens größer sind als die Schmerzen des Verlierens?

Macht Sie glücklich, was Sie tun? Entspricht es noch Ihren persönlichen Werten? Fühlen Sie sich trotz aller Schwierigkeiten genährt?

Wohlgemerkt, ich rede nicht davon, dass alles gemütlich und einfach sein soll. Meine Kinder z.B. sind durchaus manchmal anstrengend. Aber ich liebe sie. Für sie etwas zu tun, ist immer sinnvoll, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Der Sinn, den ich meinem Tun gebe, steht über allem und entscheidet darüber, ob ich Energie und Zeit aufwenden will.

Loslassen erfordert Mut

Zum Trennen gehört Mut. Gehört, mich selbst ernst nehmen. Mir selbst wichtig sein. Meine Maßstäbe anlegen. Oft weiß ich längst, dass etwas nicht mehr in mein Leben passt. Aber ich muss etwas aufgeben, was bequem, vertraut und Halt bietend ist, wenn ich loslasse.

Der Verlust wird manifest durch die Trennung. Ich muss realisieren, dass ich Geld für etwas ausgegeben habe, was ich besser gar nicht erst eingekauft hätte. Ich muss anerkennen, dass mein ganzes Mühen um einen Menschen nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Ich muss akzeptieren, dass ein Projekt nicht geklappt hat. Ich muss mir meine enttäuschte Hoffnung eingestehen. Gar nicht so leicht.

Und ich bin aufgefordert, die Lücke auszuhalten oder neu zu füllen, die durchs Loslassen entsteht. Beständig ist nur der Wandel, sagt mein Yoga-Kalender. Wandel kann bedeuten, das, was ich tue, wirklich zu wählen, mich ganz dafür zu entscheiden und meine Ambivalenz aufzugeben. Wandel kann aber auch bedeuten, endlich etwas Neues zu wählen.